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H O R N E B U R G
1939 – 1949

Krieg und Nachkriegszeit in unserem Heimatort,
Erlebnisse und Zeitzeugenberichte

 

 

von Helmut Schering
Herausgegeben März 2000
Quellen und kleine Beiträge Nr.: 38

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Kriegsjahre 1939 – 1945

 1. Kriegsvorbereitungen
 2. Die Partei und ihre Organisationen
 3. Gleichschaltung der Vereine und Verbände
 4. Rat und Verwaltung des Fleckens Horneburg von 1939 – 1945
 5. Die Kirche in der Kriegszeit
 6. Schule und Kindheit in Horneburg 1939 – 1945
7. Hochwasser in Horneburg im Februar 1941
8. Kulturelle Veranstaltungen
9. Sammlungen
10. Horneburg als Garnison
11. Der Luftkrieg über unserem Heimatort
12. Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung bei Luftangriffen
13. Der Fliegerhorst Stade
14. Flugzeugerkennungswettbewerb
15. Luftwaffenhelfer
16. Horneburger Frauen und Mädchen im Kriegseinsatz
17. Einsätze und Aufgaben der Feuerwehr 1939 – 1945
18. Einige Auszüge aus dem Tagebuch der Luftschutzwache auf dem Wasserwerk
19. Zivilarbeiter, Fremdarbeiter und Zwangsarbeiter
20. Kriegsgefangene
21. Das Arbeitslager Horneburg, ein Außenkommando des Konzentrationslagers Neuengamme
22. Vergeltungswaffen
23. Tiefflieger
24. Volkssturm
25. Flüchtlinge
26. Endkampf um Horneburg
27. Die letzten Tage des Krieges

Nachkriegszeit bis 1949

 1. Die Wirren der ersten Nachkriegstage
 2. Unter englischer Besatzung
3. Umgang mit der Besatzungsmacht
4. Die britische Militärregierung
5. Displaced persons
6. Der Aufbau von Rat und Verwaltung des Fleckens
7. Die Entnazifizierung
8. Notzeit 1945 – 1949
9. Auszüge aus den Ratsprotokollen
10. Hilfssendungen aus dem Ausland
11. Der Neubeginn bei der Post
12. Schulzeit und Konfirmation in der Nachkriegszeit
13. Der Wiederanfang bei den Vereinen und Verbänden nach 1945
14. Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft
15. Der Neubeginn kultureller Veranstaltungen
16. Wiederaufbaujahre
17. Währungsreform
18. Schlußwort

Zeitzeugenliste
Literaturnachweis

Bildseiten zu dem Text finden Sie hier

 


Vorwort

Meine Kindheit und Jugend in Horneburg sind geprägt worden durch die Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegszeit. Ich war bei Kriegsbeginn im Sommer 1939 acht Jahre alt, das Kriegsende erlebte ich dann mit vierzehn Jahren.

Mein Jahrgang war der letzte, der noch für kurze Zeit in ein Ausbildungslager nach Stade einberufen wurde, bevor der Krieg endete. Zum Einsatz sind wir nicht mehr gekommen.

Mit diesem Bericht möchte ich das Leben im Flecken Horneburg während der Kriegs- und Nachkriegs-zeit beschreiben.

Mein Dank gilt allen Zeitzeugen, die mir bereitwillig Auskunft gegeben haben.

Horneburg, im März 2000
Helmut Schering

 

 

 

Helmut Schering, Jahrgang 1931, in Horneburg geboren und Gründungsmitglied des Heimatvereins Horneburg und Umgebung e.V., hat mit der vorliegenden Beschreibung der Horneburger Ereignisse der Zeitspanne zwischen 1939 und 1949 seiner Gemeinde, den Horneburger Schulen und der älteren Generation einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Er hat das Vertrauen der befragten Zeitzeugen in seiner weitgehend wertungsfreien Darstellung gerechtfertigt und bewahrt in einfacher, lebendiger Sprache fremde und persönliche Erlebnisse und Erinnerungen. Angesichts des Alters seiner Bericht-erstatter kommt der vorgelegten Arbeit besondere Bedeutung zu.

Heimatverein Horneburg u.U. e.V.
Peter Ahrens, Vorsitzender


Kriegsjahre 1939 – 1945

1. Kriegsvorbereitungen

Zu Beginn des Jahres 1939 waren in Horneburg 2012 Einwohner registriert. Die wirtschaftliche Struktur des Fleckens setzte sich zur Hauptsache aus Handwerkern, Bauern, Händlern und Gastwirten zusammen. Juden waren in Horneburg nicht ansässig.

Die Spannungen zwischen Polen und Deutschland spitzten sich im Frühjahr und Sommer immer mehr zu. Man sprach von drohender Kriegsgefahr.

Ich erinnere mich noch an einen Sonntag, an dem ich mit meinen Eltern eine Radtour an die Elbe machte. Wir wollten die weißen K D F – Schiffe mit den heimkehrenden Soldaten der „Legion Condor“ sehen, die nach dem Ende des spanischen Bürgerkrieges in die Heimat zurückbeordert worden waren. Von Kriegsschiffen und einer großen Menge von Barkassen und Sportbooten begleitet, liefen die Schiffe unter dem Jubel der Bevölkerung, die auf dem Elbdeich stand, nach Hamburg ein.

Überall traf man jetzt Kriegsvorbereitungen. In einer großangelegten Luftschutzübung wurde die völlige Verdunkelung der Häuser geprobt. Es erging die Anordnung, wonach alle Hausböden wegen der zu erwartenden Brandgefahr zu entrümpeln seien.

Am 23. Juni kam es in Horneburg zur Aufstellung einer Mobilmachungsfeuerwehr. Diese Mob-Feuerwehr in einer Stärke von 20 Mann sollte im Falle einer militärischen Mobilmachung den Feuerschutz in unserem Ort übernehmen. Als Führer dieser Wehr wurde Heinrich Hartmann und als Maschinist der Autoschlosser Franz Melzer von Bürgermeister z. Felde vorgeschlagen. Beide sollten vom Wehrmachtsdienst reklamiert werden.

Alle männlichen Einwohner im wehrfähigen Alter hatten sich zur Musterung zu melden. Die meisten wurden als KV (kriegsverwendungsfähig) eingestuft. Personen, die in einem Versorgungsbetrieb oder in einem Rüstungsbetrieb tätig waren, konnten für unabkömmlich (UK) erklärt werden. Einige Horneburger sind zu einem niedersächsischen Infanterieregiment eingezogen worden, dessen späterer Regimentskommandeur Oberstleutnant Dr. Carl v. Düring war.

Der bereits begonnene Bau eines Militärflugplatzes (Fliegerhorst) zwischen Agathenburg und Stade wurde jetzt mit Nachdruck vorangetrieben. Dazu waren auch Firmen aus Horneburg wie z.B. die Tiefbaufirma „Jonny Bösch, C. F. Hartmann Nachfolger“ dort eingesetzt.

An der Straße von Horneburg nach Helmste entstand auf der linken Seite kurz vor dem Issendorf-Dollerner-Weg ein Munitionsdepot für die Luftverteidigung Hamburgs (Flakbeständebezirk Hbg.-Harburg). Die Mannschaftsunterkunft zu den fünf Munitionsbaracken trug die Aufschrift „Waldheim“. Die hohen Tannen boten eine gute Tarnung gegen Fliegersicht. Auf dem Horneburger Bahnhof wurde die Muniton angeliefert und dann per Wehrmachts-Lkw ins Lager gebracht.

Trotz der drohenden Kriegsgefahr ging das Leben in unserem Flecken weiter.
Im Juli 1939 feierte man das letzte Schützenfest vor dem Kriege. Geschossen wurde noch mit großkalibrigen Scheibenbüchsen auf dem 300 m Stand. Gastwirt Gottfried Engelke wurde Schützenkönig und Paul Weichert Vogelkönig. Beide konnten die errungene Würde erst zehn Jahre später wieder abgeben .

Bereits 1938 gründete der Weltkriegssanitäter Brandt aus Nottensdorf – Fischerhof den ersten DRK- Ortsverband Horneburg. Zielsetzung war die vormilitärische Ausbildung von Sanitätern. Die fachliche Leitung übernahm der Arzt Dr. Moje aus Horneburg.

Am 26. August trat im gesamten deutschen Reichsgebiet die Rationierung von Lebensmitteln in Kraft.
Ausgabestelle der Lebensmittelkarten für Horneburg war das alte Fleckensbüro in der Langen Straße (Hornbostelsche Stiftung). Zunächst wurden nur die Hauptnahrungsmittel rationiert wie Fleisch, Butter, Fett, Brot und Nährmittel.
Ein Normalverbraucher erhielt pro Woche (29. 08. 1939 ) :
200 gr. Fleisch, 250 g Fette, 500 g Zucker, 150 g Graupen, 90 g Butter, 80 g Käse oder 160 g Frisch-quark, dazu 1 1/2 l Milch und 2400 g Brot.
Der Verkauf und der Verzehr von Schlagsahne war verboten. Beim Milchmann gab es ab sofort „entrahmte Frischmilch“ (Magermilch) zu kaufen. Auch Südfrüchte wurden nicht mehr importiert. Bei jedem Einkauf wurde ein entsprechender Teil der Marken abgeschnitten und entwertet. Die Menge der ausgegebenen Lebensmittelkarten richtete sich danach, ob man Normalverbraucher, Selbstversorger oder Teilselbstversorger war.
– Selbstversorger waren z.B. die Bauern, die den größten Teil ihrer Nahrungsmittel im eigenen Betrieb erzeugen konnten.
– Teilselbstversorger waren diejenigen Familien, die ein Schwein in eigener Hauschlachtung schlachteten oder einen Teil der rationierten Lebensmittel selbst erzeugten.
Schwer- und Schwerstarbeiter bekamen höhere Rationen als Normalverbraucher.

Auch Bekleidung war jetzt nur noch in begrenztem Maße erhältlich. Am 15. Nov. 39 wurde in Horneburg die erste „Reichskleiderkarte“ ausgegeben.

Am 1. Sept. brach mit dem Beginn des Polenfeldzuges der Zweite Weltkrieg aus.
Die Mobilmachung der Wehrmacht erfolgte sofort durch telegrafische Zustellung des Einberufungsbefehls durch die Post. Teilweise erfolgte die Zustellung der Telegramme noch in der Nacht. Die Betroffenen hatten sich daraufhin auf dem schnellsten Wege bei der für sie zuständigen Wehrmachtseinheit einzufinden.

Mit Kriegsbeginn ordnete man im September 39 aus Angst vor einer Invasion und aus anderen militärischen Gründen die teilweise Evakuierung der Zivilbevölkerung der Insel Sylt an. So kam es, daß die Schwester meines Großvaters, die bis dahin in Westerland ein Pensionshaus betrieb, sich als erste „Heimatvertriebene“ hier bei uns in Horneburg einfand.

Durch Verordnung vom 2. Sept. 39 verbot man unter Androhung hoher Strafen das Abhören politischer Nachrichten und Mitteilungen ausländischer Rundfunksender.

Die Freiwillige Feuerwehr Horneburg hatte bei Kriegsbeginn eine Mannschaftsstärke von 38 aktiven Mitgliedern, von denen zu Beginn des Jahres 1940 bereits 15 Männer zum Wehrdienst einberufen waren. Die Feuerwehr war ausgerüstet mit einer Magirus-Motorspritze aus dem Jahre 1923, einem offenen Angriffswagen der Marke Doge, Baujahr 1928, und einem Mannschaftswagen Marke Adler, der 1937 aus ausgemusterten Polizeibeständen erworben worden war. Hinzu kamen eine Handdruck-spritze mit Pferdezug aus dem Jahre 1880 sowie eine fahrbare mechanische Schiebeleiter aus Holz, Baujahr 1903.

Diese Geräte waren auf drei Spritzenhäuser im Ort verteilt. Ein Spritzenhaus stand neben der Kirche, eines in der Langen Straße hinter der damaligen Autowerkstatt von Franz Melzer und eins stand im Großen Sande neben dem Wohnhaus von Hinr. Witz. Das zuletzt genannte wird noch heute als private Garage genutzt.

In einem Runderlaß des Reichsführers – SS und Chefs der deutschen Polizei vom 27. Nov. 39 wurde auf das Inkrafttreten des Reichsfeuerlöschgesetzes vom 23. 11. 1938 hingewiesen. Ab sofort waren die Freiw. Feuerwehren keine Vereine mehr. Sie mußten aus den Vereinsregistern gestrichen werden. Die Feuerwehr war jetzt Polizeihilfstruppe und trug die Bezeichnung Feuerlöschpolizei. Die Mitglieder unterstanden der Gerichtsbarkeit des Reichs-SS- und Polizeigerichtes. Die politische Unbedenklichkeit eines jeden Feuerwehrmannes mußte vom Ortsgruppenleiter der NSDAP bescheinigt werden.

Alle Feuerwehrfahrzeuge wurden sofort von Rot auf die Polizeifarbe Grün umgespritzt. So ist es auch nicht zu verwundern, daß bei einer Inspektion der Horneburger Feuerwehr durch den Bezirksführer Köpke aus Buxtehude folgendes vorgeführt wurde:
Meldung, Gruß im Vorbeigehen, Gruppenexerzieren, Gruppenangriff sowie Sauberkeit der Geräte und Gerätehäuser. Die Wehr schnitt mit einem Lob ab, hatte doch der Kreisfeuerwehrführer Waller aus Stade auf dem Kreisfeuerwehrtag am 16. 04. 1936 in Horneburg bereits den Satz geprägt:

„Nur wo das Fußexerzieren klappt, da klappt auch die Brandbekämpfung.“

…. es geht noch weiter ….
Anmerkung der Redaktion:
Die obigen Zeilen sollen als Einstimmung auf einen einzigartigen Zeitzeugenbericht dienen!
Diesen lesen Sie bitte als PDF-Dokument hier weiter!
Auf Grund des Umfanges dieses tollen Zeitdokumentes haben wir uns zu diesem Weg entschlossen – wir hoffen auf Ihr Verständnis!

 

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